Autor/-in unbekannt - Die Chronik Bayerns, Chronik Verlag, 3. Aufl. 1994, S. 153 Original uploader was Konrad Lackerbeck at de.wikipedia. (gemeinfrei)
Der Bau der Herzogsägmühle reicht weit zurück bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Die Person, die verantwortlich für die Errichtung der Mühle war, ist Christoph der Starke. Er lebte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und war das achte von zehn Kindern des bayerischen Fürstenpaares - weder Erst- noch zweitgeborenes Kind. Doch durch einige Un- bzw. Todesfälle stieg er in der Erbfolge auf. Er erhob Herrschaftsansprüche gegenüber seinem älteren Bruder, Albrecht der Weise. Von Natur aus wurde er als sehr kriegswillig eingeschätzt. Das machte sich im Laufe seines Lebens bemerkbar. Christoph der Starke rebellierte gegen seinen Bruder und es kam zum offenen Aufstand, Attentaten und Auseinandersetzungen zwischen den beiden. Um weiteres Blutvergießen zu verhindern, versuchte man Christoph zu besänftigen, damit er auf einen Erbanspruch verzichtete. Dadurch erhielt er durch einen Schiedsspruch einige Ländereien, darunter auch Besitzungen in Weilheim und Schongau. Dort regierte er friedlich und setzte sich für die Region ein.
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Wo befindet sich die Herzogsägmühle? Versuche die Ortschaft ausfindig zu machen auf der Karte.
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Quellenaufgabe zur Entstehungsgeschichte der Herzogsägmühle.
Analysieren Sie die beiden nachfolgenden Texte auf ihren Inhalt und beantworten sie die unten stehenden Fragen.
Benennen Sie die im Text genannten Gründe für den Bau der Herzogsägmühle?
Lesen Sie den Text und diskutieren Sie, wie es zu der Errichtung kam?
„Nach wiederholten vergeblichen Versuchen kam endlich 1485 ein
Schiedsspruch der Landstände zu Stande, welcher aber nicht zu Gunsten
Christophs ausfiel. Er mußte nämlich auf die Mitregierung verzichten,
bekam dafür aber einen Jahrgehalt und die Nutznießung und den Besitz der
Stadt Schongau […].“
Geschichte und Denkwürdigkeiten der Stadt Schongau: mit einem Stahlstich. Geschichte der Stadt Schongau. Nördlingen, Beck, 1852.
„Manche Schenkung wendete dieser Herzog den städtischen Stiftungen
zu, und die Herzog-Sägmühle am Peutinger Bache wurde durch ihn erbaut.“
Geschichte und Denkwürdigkeiten der Stadt Schongau: mit einem Stahlstich. Geschichte der Stadt Schongau. Nördlingen, Beck, 1852.
Verein für Arbeiter-Kolonien in Bayern: Unter dem Protektorate seiner königlichen Hoheit des Prinz zu Ludwig von Bayern. München, 1885. Dok 1, eingesehen über: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11455220?page=%2C1 (zuletzt aufgerufen am: 20.08.2025).
§
Formular zur Beitrittserklärung bei dem Verein für Arbeiterkolonien in Bayern.
Verein für Arbeiter-Kolonien in Bayern: Unter dem Protektorate seiner
Im Jahr 1894 kam es zum Aufkauf der ersten Gebäude der Herzogsägmühle durch den Verein für Arbeiterkolonien - einem christlichen Wohlfahrtsverein. Der Vorsitzende des Vereins Pfarrer Adolf von Kahl erwarb zwischen 1894 und 1905 die Anwesen der Herzogsägmühle von einem ortsansässigem Landwirt. Die Arbeiterkolonie war eine soziale Einrichtung für Wanderarbeiter und Obdachlose in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Diese Idee entstand aufgrund der vielen Arbeitlosen durch die Folgen der Industrialisierung und der einsetzenden Wirtschaftskrise. Das Anwesen beinhaltete zu diesem Zeitpunkt ein Sägewerk mit Mühle, eine Ziegelei und zwei kleine Bauernhöfe.
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Zwischen der Gründung der Sägemühle Ende des 15. Jahrhunderts und der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 existieren nur wenige Quellen und Literatur, was eine Aufarbeitung erschwert. Anhand von Zeitungsartikeln bayerischer Herausgeber lassen sich jedoch grobe Strukturen erkennbar machen, wie das Leben auf der Herzogsägmühle ausgesehen haben kann.
Auszug aus den Münchener Neuesten Nachrichten Nr. 395, Morgenblatt, 26. August 1896, S. 299.
Der Peitnachhof wurde am 2. September 1896 eingeweiht. Dies führte zu einem Zeitungsartikel in den Münchener Neuesten Nachrichten. Aufgrund dieses Anlasses wurde ein großes Fest erwartet, das einem Dorffest glich. Das neu gebaute Kolonistenhaus war das erste Gebäude, das von den Arbeitslosen, den Bewohnern der Herzogsägmühle selbst errichtet wurde.
Auszug aus den Münchener Neuesten Nachrichten Nr. 305 Vorabendblatt, 7. Juli 1898, S. 79.
Vier Jahre nach der Eröffnung hatte die Herzogsägmühle bereits über 1.000 Menschen beherbergt. Sie bot Platz für 100 Menschen zur gleichen Zeit. Eine zusätzliche Schaffung von Notplätzen gab es in den Wintern. Menschen unabhängig von ihrem Stand und ihrer Konfession fanden Unterschlupf in der Herzogsägmühle. Nach den ersten Investitionen 1894 kaufte der Verein für Arbeiterkolonien zwei weitere Bauernhöfe in Oberobland, Haus Obland und den Melkerhof. Beide Gebäude wurden zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzt und als Wohnraum für die Kolonisten genutzt.
Die Münchener Neuesten Nachrichten berichteten nicht nur über den Umfang, sonder erklären auch die Aufgaben der Mühle:
Sie machten angeblich besorgte Eltern glücklich, verhinderten „Verwilderung, Schuld und Strafe“ durch ihre präventive Arbeit. Wie genau diese aussah, wurde nicht geschildert. Doch ein klares Ziel wurde genannt: Das „Vagabundentum“ bei der Wurzel zu bekämpfen und Menschen, die eine Arbeit suchen, mit einer Tätigkeit zu versehen. Das ging einher mit der vom Volk gewünschten „Arbeitsbeschaffung“.
Münchener Neueste Nachrichten Nr. 592 21. Dezember 1901 S. 1087.
Zwischen den Jahren 1900 und 1906 wurde das Anwesen der Herzogsägmühle weiter ausgebaut. Es entstand ein weiterer Stall, eine Scheune sowie eine Käserei und eine Metzgerei. Doch auch die Auswirkungen der angestiegenen Arbeitslosigkeit machten sich in der Herzogsägmühle bemerkbar - insbesondere im Winter. Die Zahl an Auffangplätzen wurde im Winter des Jahres 1900 überschritten, als 115 Kolonisten dort Unterkunft suchten. Der Artikel stellte die finanziellen herausforderungen für den Arbeiterverein dar und bat um Unterstützung durch Spenden.
Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs und den dadurch resultierenden Abgang wehr- und arbeitsfähiger Männer leerte sich die Arbeiterkolonie zusehend. Die Belegschaft schrumpfte von 120 auf 40 Personen. Dennoch konnte in den Kriegsjahren ordentliche Ernten eingefahren werden. Das lag unter anderem daran, dass im Sommer 1915 der Herzogsägmühle 40 russische Kriegsgefangene zugewiesen worden waren. Zur Unterbringung war aus einem Stall ein Gefangenenlager errichtet worden, mit einer Kapazität für 100 Personen. Die Gefangenen wurden zum Arbeitsdienst gezwungen und waren maßgeblich an der Regulierung und Gradstellung der Peitnach, dem anliegenden Fluss beteiligt. Die Gehälter für die anderen Bewohner der Herzogsägmühle wurden in den Kriegsjahren, aufgrund der drastischen Geldentwertung, durch Naturalwerte ausgezahlt.
§GFDLBYSAMünchener neueste Nachrichten Nr. 131 Morgenblatt 12. März 1916 S. 247.§GFDLBYSABergmüller, Karl: Heuernte der Gefangenen. 1915, eingesehen über: Heuernte_der_Gefangenen.jpg (zuletzt aufgerufen am: 22.08.2025).§GFDLBYSA
Münchner neueste Nachrichten Wirtschaftsblatt, alpine und Sport-Zeitung, Theater- und Kunst-Chronik. 1926 = Jg. 79,
Anlässlich des 40. Jahrestags des Bestehens des Vereins für Arbeiterkolonien in Bayern wurde ein weiterer Artikel im Jahr 1926 veröffentlicht. Dabei wurde auf die Jugendarbeit der Herzogsägmühle eingegangen. Kinder, die für ihre Familien Probleme darstellten und in die Herzogsägmühle gebracht wurden, blühten laut eigener Aussage durch die Arbeit im landwirtschaftlichen Betrieb auf.
Fürstenfeldbrucker Zeitung Amtsblatt des Landkreises und der Stadt Fürstenfeldbruck. 1931 Nr. 146, 28-29. Juni 1931
Laut einem Artikel der Fürstenfeldbrucker Zeitung aus dem Jahr 1931 nahm die Herzogsägmühle an einem Zuchtwettbewerb teil. Darin wurde die Herzogsägmühle zu einem der "besten Zuchtbetriebe des Zuchtverbandes" gekürt. Die genau Tätigkeit wurde jedoch nicht beschrieben.
1896
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1901
1916
1926
1931
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Arbeitsdienst.
Kriegsgefangenschaft im Ersten Weltkrieg.
Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs verließen drei Millionen deutsche Soldaten ihre ursprüngliche Tätigkeit in der Landwirtschaft. Dadurch entstand ein großes Loch an Arbeitskraft. Der andauernde Krieg führte dazu, dass der Anteil ausländischer Arbeitskräfte während des Krieges 10% betrug. Die Majorität bildeten Kriegsgefangene, 2,5 Mio. Gefangene waren im Arbeitsdienst tätig, die Mehrheit bildeten russische Kriegsgefangene, 1,4 Millionen. Sie kamen Einsatz in der Industrie und Landwirtschaft zum Einsatz und mussten dort hart arbeiten, wie auch in der Herzogsägmühle.
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Beschreibe anhand der Zeitungsberichte, wie die Arbeit in der Herzogsägmühle aussah.
Welche Tätigkeiten lassen sich aus den Zeitungsartikeln erkennen?
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Literaturtipp.
Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (Hg.): Didaktische Arbeit in KZ-Gedenkstätten. Erfahrungen und Perspektiven. München, 1993.
Eberle, Anette: Tödliche Gefahrenzone – Herzogsägmühle im Nationalsozialismus.
Riezler: Christoph, der Starke, in Allgemeine Deutsche Biografie. 1876, eingesehen über: http://www.deutsche-biographie.de/.html (zuletzt aufgerufen am: 26.05.2025).