Alarich Seidler

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Alarich Seidler

Lebenslauf eines Vordenkers der NS-Sozialpolitik

FrĂŒhester AnhĂ€nger der NS-Bewegung, SS-Mann und GeschĂ€ftsfĂŒhrer des "Bayerischen Landesverbands fĂŒr Wander- und Heimatdienst"

Lebensdaten:

  • Geboren: 31. Mai 1897 in Konstanz
  • Gestorben: 12. November 1979 in Peiting

FrĂŒhes Leben:
Nach Abschluss der Volksschule absolvierte Alarich Seidler eine Ausbildung zum technischen Kaufmann. Seine erste Anstellung hatte er wohl ab 1914 bei einer Firma, fĂŒr der in Kufstein und Bozen tĂ€tig war. Seidler meldete sich freiwillig als Soldat fĂŒr den Ersten Weltkrieg. Kurze Zeit spĂ€ter entließ man ihn aber wegen „LeibesschwĂ€che“. Erst im Jahr 1916 wurde er wieder eingezogen. Im Dienst beim bayerischen Infanterie-Leibregiment erlangte er den Rang eines Unteroffiziers.

Karriere in der NS-Bewegung:
Nach dem Krieg schloss er sich dem Freikorps Epp an, das die MĂŒnchner RĂ€terepublik bekĂ€mpfte und erlitt dabei eine Verletzung am Fuß. Im Jahr 1920 schloss er sich der rechtsterroristischen 'Organisation Consul' und wurde nach deren Verbot im Jahr 1922 SA- und NSDAP-Mitglied. Als Vorsitzender des sogenannten 'Ausschusses fĂŒr VolksernĂ€hrung' etablierte sich seit 1922/23 in der Sozialpolitik der NS-Bewegung. 1923 nahm er am sog. Hitler-Ludendorff-Putsch teil, wurde dafĂŒr aber nicht zur Rechenschaft gezogen. Die Teilnahme brachte ihm aber eine ehrenvolle Behandlung in der NSDAP ein.

Persönliches:
Seidler heiratete im Jahr 1920  und wurde 1922 Vater eines Kindes, das er auch Alarich nannte. 1923 trennte er sich von seiner Frau. Die Scheidung erfolgte allerdings erst 1929. In dieser Zeit befand sich Seidel in einer sehr unsicheren wirtschaftlichen Lage und musste sich als Knecht in der Landwirtschaft und SĂ€gearbeiter durchschlagen. 1930 bekam er neue Aufgaben in den NSDAP-Parteistrukturen: Er wurde mit dem Aufbau und der Leitung der NS-Nothilfe, der sogenannten Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) sowie dem sog. Winterhilfswerk betraut. Zugleich wurde er zum sog. Sonderbeauftragten der NSDAP "fĂŒr die bayerischen Notstandsgebiete" ernannt. Der SA trat er im Oktober 1932 bei. Schon 1932 wurden ihm staatliche Aufgaben ĂŒbertragen, so die Verantwortung fĂŒr das Sozialamt Oberbayern. Nach der MachtĂŒbernahme der Nationalsozialisten wurde er "stellvertretender Sonderkommissar bei der Regierung von Oberbayern" und "Staatsbeauftragter in Bayern".

Aufbau der 'WanderfĂŒrsorge':
Nachdem ihm UnregelmĂ€ĂŸigkeiten in der Verwendung von Geldern vorgeworfen worden waren, trat er im Oktober 1935 von allen NSV-Funktionen und als Leiter des Hilfszugs zurĂŒck. DafĂŒr wurde er nun hauptamtlicher Landesleiter des von ihm erdachten und gegrĂŒndeten Landesverbandes fĂŒr Wander- und Heimatdienst (LVW) beim bayerischen Innenministerium. Im FrĂŒhjahr 1934 avancierte er zum Ersten Vorsitzenden des Landesverbandes fĂŒr LVW und im Mai 1935 zu dessen geschĂ€ftsfĂŒhrendem Vorstand. 
Die Wanderhöfe als Orte, in denen Wanderarbeiter, Bettler, Behinderte und FĂŒrsorgebedĂŒrftige aufgenommen und entsprechend der NS-Ideologie mit Untertanendrill und Zwangsarbeit angeblich zu guten Mitgliedern der sogenannten Volksgemeinschaft umerzogen werden sollten, sollte nach Seidlers Vorstellungen eine reichsweite Lösung sein, um abweichende Personen und Lebensweisen zu kontrollieren und aus der Öffentlichkeit zu entfernen. Seidler war eng mit anderen NS-Zwangs-, Folter- und Vernichtungseinrichtungen verbunden, so etwa mit dem KZ Dachau sowie den Einrichtungen der sog. Euthanasie. Er war auch ganz persönlich fĂŒr den Tod von Insassen seiner Einrichtungen verantwortlich, etwa, indem er sie ins KZ ĂŒberstellen ließ. 
Obwohl es nicht zur reichsweiten Etablierung des LVW-Systems als eines eigenen Zwangs- und Lagersystems kam, lieferten Seidlers Ideen dennoch den Anstoß fĂŒr den Entwurf eines "Gesetzes fĂŒr die Behandlung Gemeinschaftsfremder", der zwischen Reichsinnenministerium und Reichsjustizministerium abgestimmt wurde. Dieses Gesetz hĂ€tte ab dem 1.1.1945 in Kraft treten sollen, wurde aber im untergehenden NS-Reich nicht mehr realisiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg:
Mit dem Kriegsende unternahm er einen Selbstmordversuch, um sich einer Verhaftung durch die Amerikaner zu entziehen. Da dieser misslang, wurde verhaftet und zwischen 1945 und 1947 interniert. Aus heutiger Sicht muss es mehr als erstaunen, dass sein sogenanntes Entnazifizierungsverfahren fĂŒr ihn erfolgreich zu Ende ging. Durch den Spruchkammerbeschluss vom 17. Dezember 1948 wurde als "entlastet" eingestuft. Bis zu seinem Tod im Jahr 1979 lebte Seidler in Peiting. Niemals hat er sich zu seinen Taten bekannt, Schuld eingestanden oder Reue gezeigt. Er inszenierte sich stattdessen als Opfer und Verkannter.

Zusammengestellt auf der Grundlage von Annette Eberle, „Die Trennung des gemeinschaftsfĂ€higen vom gemeinschaftsunfĂ€higen Menschen“: Das FĂŒrsorgekonzept des SA-StandartenfĂŒhrers Alarich Seidler, Archiv Diakonie HerzogsĂ€gmĂŒhle.

Karriere eines "alten KĂ€mpfers" – Seidler im Netzwerk bayerischer NS-GrĂ¶ĂŸen

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Alarich Seidler bemĂŒhte sich schon lange bevor die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland ĂŒbernahmen, eine Karriere in der NSDAP und ihren Organisationen zu machen. Da er schon seit Ende des Ersten Weltkriegs den Rechtsradikalen angeschlossen hatte, kannte er viele ihrer Mitglieder und AnfĂŒhrer. Man kann ihn als sog. 'alten KĂ€mpfer' bezeichnen. SpĂ€ter machten diese oftmals Karriere, auch in den staatlichen. Einrichtungen. Seidler konnte das ausnutzen. Er bewegte sich immer in einem Umfeld alter Freunde und Bekannter, zu denen er schneller als manch anderer Zugang bekam und die ihm bei seiner Karriere und in seinen dienstlichen TĂ€tigkeiten halfen.

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Urheber: Diakonie Archiv HerzogsĂ€gmĂŒhle

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Netzwerk von NS-GrĂ¶ĂŸen, in dem sich Seidler bewegte. Das Bild zeigt ihn mit Adolf Hitler im Jahr 1934 als Leiter des sogenannten Hilfszugs Bayern.

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https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Frick#/media/Datei:FrickMinistroDeInterior1933.jpeg

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Wilhelm Frick (1877–1946), Reichsminister des Innern und zentraler Architekt des NS-Verwaltungsapparats. Unter seinem Einfluss stieg Alarich Seidler ab Mitte der 1930er Jahre zum Gestapo-TreuhĂ€nder in HerzogsĂ€gmĂŒhle auf.

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https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Helfer#/media/Datei:HelferWilhelm.jpg

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Wilhelm Helfer (1900–1954), SA-GruppenfĂŒhrer, hochrangiger NSDAP-FunktionĂ€r und Vertreter der nationalsozialistischen 'FĂŒrsorgepolitik'. In ideologischer NĂ€he zu Alarich Seidler setzte sich Helfer fĂŒr eine strikte Erfassung und Ausgrenzung sogenannter „Asozialer“ ein.

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https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Franz_Ritter_von_Epp_1937_(cropped).jpg

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Franz Ritter von Epp (1868–1947), sog. Reichsstatthalter in Bayern. Als politischer Mentor und Förderer Alarich Seidlers unterstĂŒtzte Epp dessen Aufstieg im bayerischen 'FĂŒrsorgesystem' – insbesondere bei der Umsetzung der nationalsozialistischen „Asozialenpolitik“ in Einrichtungen wie HerzogsĂ€gmĂŒhle.

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https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Wagner_(Gauleiter)#/media/Datei:Adolf_Wagner.jpg

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Adolf Wagner (1890–1944), Gauleiter von MĂŒnchen-Oberbayern und bayerischer Innenminister. Unter seiner politischen Leitung setzte Alarich Seidler zentrale Maßnahmen der NS-„Asozialenpolitik“ in Bayern um – insbesondere durch Razzien und Internierungen in Einrichtungen wie HerzogsĂ€gmĂŒhle.

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https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_R%C3%BCdin#/media/Datei:Ernst_R%C3%BCdin.jpg

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Ernst RĂŒdin (1874–1952), fĂŒhrender Rassenhygieniker und Direktor der Deutschen Forschungsanstalt fĂŒr Psychiatrie in MĂŒnchen. Seine erbbiologischen Gutachten und kriminalbiologischen Untersuchungen lieferten Alarich Seidler die wissenschaftliche Legitimation fĂŒr die rassenhygienisch motivierte Kategorisierung und Internierung sogenannter „Asozialer“ in Einrichtungen wie HerzogsĂ€gmĂŒhle. RĂŒdin war damit ein zentraler Akteur bei der ideologischen und pseudowissenschaftlichen Untermauerung der nationalsozialistischen ZwangsfĂŒrsorgepolitik.

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https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_von_Faulhaber#/media/Datei:Michael_von_Faulhaber,_by_Wilhelm_Knarr,_circa_1936_(2).jpg

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Michael Kardinal von Faulhaber (1869–1952), Erzbischof von MĂŒnchen und Freising. Seidler sprach mit ihm u.a. ĂŒber die sog. Neuorganisation der katholischen Wohlfahrt.

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https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Siebert#/media/Datei:Ludwig_Siebert_at_desk.jpg

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Ludwig Siebert (1874–1942), bayerischer MinisterprĂ€sident und NSDAP-Politiker. Als oberster Dienstherr der bayerischen 'FĂŒrsorgebehörden' ermöglichte er die Umsetzung der nationalsozialistischen „Asozialenpolitik“, wie sie Alarich Seidler im Landesverband fĂŒr Wander- und Heimatdienst und in Einrichtungen wie HerzogsĂ€gmĂŒhle ausfĂŒhrte.

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Urheber: Bundesarchiv

https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Hitler#/media/Datei:Bundesarchiv_Bild_183-H1216-0500-002,_Adolf_Hitler.jpg

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Adolf Hitler kannte Seidler schon seit den AnfĂ€ngen der NS-Bewegung in MĂŒnchen und Bayern. Zusammen mit ihm nahm er u.a. am sog. Hitler-Ludendorff-Putsch von 1923 teil.

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Archiv Diakonie HerzogsĂ€gmĂŒhle

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Seidler machte auch Propaganda fĂŒr die NSDAP. Als Organisator des sog. Ausschusses fĂŒr VolksernĂ€hrung ging es ihm weniger um die ErnĂ€hrung des Volkes als darum, Menschen fĂŒr die Ideologie der Nationalsozialisten zu gewinnen. Da er aber das politische Feld der Sozialpolitik fĂŒr sich reklamierte, konnte er dabei auch neue Verbindungen knĂŒpfen und Informationen ĂŒber die soziale Lage und die Armut der Menschen, ĂŒber Wanderarbeiter und Tagelöhner sammeln. Dieses Wissen nutzte er spĂ€ter.

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Quelle

Kardinal Michael v. Faulhaber (1869-1952) ĂŒber Alarich Seidler im Jahr 1933

Der katholische Kardinal und Erzbischof von MĂŒnchen und Freising Michael v. Faulhaber notierte ĂŒber ein GesprĂ€ch mit Seidler als Sonderkommissar ĂŒber die Neuorganisation der katholischen Wohlfahrt am 14. Juni 1933 in sein Tagebuch:

„[Er, Seidler. M.V.] HĂ€lt ein sehr scharfes Gericht ĂŒber alle Vorgesetzten, mit Ausnahme von Epp, Siebert, Frick und dem FĂŒhrer. Besonders scharf ĂŒber Wagner, Schemm und Esser, die mit mir in Verbindung stĂŒnden, die aber draußen wieder das Gegenteil redeten: Die SA seien nicht mal bedankt worden [...]. Er sei einmal mit Lebensgefahr in das Braune Haus eingedrungen. Der ganze Gesichtsausdruck sehr abgearbeitet, vorstehende Ohren, Rede wie ein Giesbach, dazu wieder bescheiden: ‚Das Herz ist kalt und krĂ€nkelt‘. [...] Er scheint große Schwierigkeiten zu haben, man strebe ihm nach dem Leben (klingt wie krankhaft) und dafĂŒr wolle er die Hilfe der Kirche.“

Tagebucheintrag Kardinal Michael v. Faulhaber (1869-1952) vom 14.6.1933, in: Nachlass Faulhaber 10015, S. 44, verfĂŒgbar unter: https://faulhaber-edition.de/BB_09263_0045s. Letzter Zugriff am 07.10.2023.

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Quelle

Seidler als erfolgreicher Parteiarbeiter vor 1933 (Auszug aus einer NS-Wochenzeitschrift)

„Der Hilfszug Bayern verdankt seine Entstehung den Erfahrungen des Reichsparteitages in NĂŒrnberg. SturmbannfĂŒhrer Seidler/ MĂŒnchen hat ihn nach vollkommen eigenen Ideen, zusammen mit dem leitenden Oberingenieur der Magirus Marke, mit unglaublicher Energie in 9 Wochen fertiggestellt. [...] Der Zweck des Hilfszuges ist, es, bei AufmĂ€rschen aller Art die Verpflegung grĂ¶ĂŸter Menschenmassen rasch und reibungslos durchzufĂŒhren und die Erkrankten und Verletzten sofort in Ă€rztliche Behandlung zu nehmen.“

Illustrierter Beobachter, Folge 4, 9. Jahrgang, Samstag, 27. Januar 1934.

Der Landesverbandes fĂŒr Wander- und Heimatdienst (LVW)

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Dank seiner alten Beziehungen zu Kameraden der NS-Bewegung, die nach der MachtĂŒbernahme der Nazis im Jahr 1933 oftmals hohe Ämter in Staat und Verwaltung bekamen, hatte Seidler die Chance, sich einen neuen TĂ€tigkeitsbereich aufzubauen. Vor allem der UnterstĂŒtzung durch den NSDAP-Gauleiter von MĂŒnchen-Oberbayern, Adolf Wagner (1890-1944) sowie des Reichsinnenministers Wilhelm Frick (1877–1946) konnte er sich dabei sicher sein. Seinen frĂŒheren AktivitĂ€ten folgend, entschied er sich fĂŒr den Sozialbereich. Er begann mit dem staatlichen Neuaufbau der 'WandererfĂŒrsorge' in Bayern. Die geschiedene Frau von Wilhelm Frick, Elisabeth Frick, wurde seine Stellvertreterin im LVW. Im April 1934 avancierte Seidler zum Ersten Vorsitzenden des LVW. Der bayerische Innenminister Adolf Wagner, dessen ProtĂ©gé Seidler war, hatte ihn ernannt. Und im Mai 1935 wurde er schließlich auch geschĂ€ftsfĂŒhrender Vorstand.

Hinweis:
Diese Informationen wurden zusammengestellt auf der Grundlage des SA-Personalfragebogens von Alarich Seidler (BArch R/9361/III, Sig 569475).

Erfassen, Sichten, Sieben, Kategorisieren und "Ausmerzen'

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Strukturgrafik zur "Regulierung des Wanderwesens in Bayern" (1936). Zum VergrĂ¶ĂŸern Klicken und mit dem Lupensymbol heranzoomen.

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Hilfestellung

zur Strukturgrafik des LVW "Regelung des Wanderwesens in Bayern" (Element 7)

Zum VerstĂ€ndnis der Grafik "Erfassen, Sichten, Sieben, Kategorisieren und 'Ausmerzen'" können Sie auch die Elemente 3 bis 6 im Kapitel "NS-'FĂŒrsorgepolitik'" nutzen.

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Diese auf Seidler zurĂŒckgehende Grafik zeigt, wie man alle Menschen im Sinne der NS-Volksgemeinschaftsideologie unter Kontrolle bringen, kontrollieren und im Sinne der Ideologie behandeln wollte. Was scheinbar so differenziert und angemessen aussieht, ist ein großer Plan zur sozial-rĂ€umlichen Kontrolle von Menschen, die man in Einrichtungen bringen, persönlich brechen, zur Arbeit zwingen, umerziehen und in andere gesellschaftliche Bereiche (z.B. zum Kriegsdienst in die Wehrmacht) eingliedern, in nicht wenigen FĂ€lle aber auch ins KZ ĂŒberstellen oder umbringen wollte. Menschen wurden nach unmenschlichen Kriterien als schĂ€dlich, nutzlos und reine Kostenverursacher betrachtet und diffamiert. Menschen wurden ohne irgendeinen sinnvollen Grund oder Beleg zu gesellschaftlichen ProblemfĂ€llen erklĂ€rt, um die man sich kĂŒmmern mĂŒsse. Sie wurden objektifiziert und als "Insassen" u.a. des Wanderhofs ihrer eigenstĂ€ndigen Rechte beraubt. Die Behandlung des Staates bestand in Unmenschlichkeit, z.B. in Zwang, Gewalt, UnterdrĂŒckung.

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Kontrolle von Wanderern auf der Landstraße (1936)

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Aufgabe (Basis)

"VorprĂŒfung – Entscheidung – Vollzug"

Erarbeiten Sie die folgenden Aufgaben auf dem Miro Board:

  1. Untersuchen Sie anhand folgenden fiktiven Falls das von Seidler geschaffene Verfahren "VorprĂŒfung – Entscheidung – Vollzug":
    • Ein mĂ€nnlicher, sechzigjĂ€hriger Wanderarbeiter aus Österreich wird 1937 von der Polizei auf der Straße in Bayern angehalten und ĂŒberprĂŒft.
    • Der Mann gibt an, auf dem Bau Hilfsarbeiten zu verrichten.
    • Er habe sich bei der letzten Arbeitsstelle am Fuß verletzt, könne deshalb gerade nicht arbeiten und auch nur langsam gehen.
    • Die Polizisten notieren, der Mann komme ihnen abgemagert vor und trage alte Kleidung.
    • Ihnen liegt die Meldung der Gasthaus-Wirtin aus einem zehn Kilometer entfernten Dorf vor, dass dort jemand seine Rechnung nicht bezahlt habe (Anzeige wegen Zechprellerei).
    • Der von den Polizisten angehaltene Mann kommt aus der Richtung dieses Ortes. Seine Papiere sind in Ordnung.
  2. Nehmen Sie an, der Mann wurde in den Wanderhof HerzogsĂ€gmĂŒhle eingewiesen. Diskutieren Sie, inwiefern er bewusst objektifiziert und zum Problemfall gemacht wurde.

Seidlers 'Wirken' in HerzogsĂ€gmĂŒhle

Wanderhof HerzogsĂ€gmĂŒhle als "Siebe- und Sichtungsstation" fĂŒr Menschen, die nicht in die Vorstellungen einer NS-'Volksgemeinschaft' passten

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Bewohner von HerzogsĂ€gmĂŒhle, die Seidler als zu organisierende und behandelnde Menschenmasse verstand, mussten zum Appell antreten.

Durch die ZusammenfĂŒhrung bestehender stationĂ€rer und ambulanter Einrichtungen der freien und öffentlichen 'WandererfĂŒrsorge' schuf Seidler in Bayern ein System stationĂ€rer ZwangsfĂŒrsorge. Dieses nahm auch zahlreiche Personen aus dem gesamten Deutschen Reich auf, insbesondere aus dem spĂ€ter annektierten Österreich. Zentrale Einrichtung war die frĂŒhere Arbeiterkolonie HerzogsĂ€gmĂŒhle, die als „Siebe- und Sichtungsstation“ diente und bereits Ende 1934 vom TrĂ€ger – dem Verein fĂŒr Arbeiterkolonien in Bayern e.V. – freiwillig ĂŒbergeben wurde.

Enge Zusammenarbeit von Gewalt- und UnterdrĂŒckungseinrichtungen

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Basierend auf dem neuen rassenhygienischen Leitbild baute Seidler zudem eine enge Zusammenarbeit mit nationalsozialistischen Konzentrationslagern, spĂ€teren Jugendschutzlagern, mit der Polizei – insbesondere der Gestapo und der Weiblichen Kriminalpolizei – sowie mit der SS auf. Diese Kooperation Ă€ußerte sich auch in Form eines „Expertenaustauschs“: So wurden drei Angehörige des SS-Totenkopfverbandes vom Konzentrationslager Dachau als Wachpersonal und 'FĂŒrsorger' an den Landesverband fĂŒr WandererfĂŒrsorge (LVW) ĂŒberstellt.

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Antwort der Geheimen Staatspolizei MĂŒnchen auf den Antrag Seidlers zur Überstellung von Insassen des Wanderhofs, die sich nach seiner Meinung schlecht verhielten, in das KZ Dachau (20.5.1937)

Auszug:
Der Chef der Gestapo MĂŒnchen schreibt an den Chef des Landesverbands fĂŒr Wanderdienst Alarich Seidler:
"Auf Ihren Antrag [...] habe ich den [...] Vorstand des Bezirksamtes Schongau [...] ermĂ€chtigt, den AntrĂ€gen auf Inschutzhaftnahme von besonders radikalen unverbesserlichen Insassen des Zentralwanderhofs 'HerzogsĂ€gmĂŒhle' stattzugeben und die Überstellung in das Konzentrationslager Dachau [...] durchzufĂŒhren."

Sog. erbbiologische Forschungen

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Als neue und fĂŒr wichtig erachtete Aufgabe der 'WanderfĂŒrsorge' wurde auch eine „erbbiologischen Bestandsaufnahme“ angesehen. Insassen des Wanderhofs HerzogsĂ€gmĂŒhle wurden daher durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Forschungsanstalt fĂŒr Psychiatrie (DFA), die von Prof. Dr. Ernst RĂŒdin (1874–1952) geleitet wurde, als 'Gutachter' tĂ€tig. Auch Dr. Robert Ritter vom Reichsgesundheitsamt (1901–1951) war in dieser Hinsicht ein wichtiger Berater. Wie unsinnig die angebliche Forschung war und dass sie nur der Selektion von auszugrenzenden und zu ermordenden Menschen diente, das zeigt u.a. die Untersuchung von Georg Brönner.

Das Resultat der 'Arbeit' des GeschĂ€ftsfĂŒhrers einer NS-Sozialeinrichtung

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Aus den Forschungen der letzten Jahrzehnte ĂŒber HerzogsĂ€gmĂŒhle ergibt sich, dass etwa 430 Jugendliche und erwachsene MĂ€nner die Einweisung nach HerzogsĂ€gmĂŒhle zwischen 1934 und 1945 und die damit verbundene Behandlung nicht ĂŒberlebten. DafĂŒr war Alarich Seidler an entscheidender Stelle verantwortlich.

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Quelle

Buch von Alarich Seidler: "Der nichtsesshafte Mensch - Ein Beitrag zur Neugestaltung der Raum- und Menschenordnung im Großdeutschen Reich"

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Urheber: Archiv Diakonie HerzogsĂ€gmĂŒhle

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Alarich Seidler ĂŒber die "Volksgemeinschaft" und wer davon ausgeschlossen ist. 

Hier können Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltungen das Buch von Alarich Seidler zu Recherchezwecken einsehen. Bitte lesen Sie u.a. die Einleitung von Seidler auf dem Seiten 13 bis 16. Diese fast seine Positionen zu den Themen "Nichtseßhaftigkeit", "GemeinschaftsfĂ€higkeit", "GemeinschaftsunfĂ€higkeit", "FĂŒrsorge" und "Arbeitsunwilligkeit" zusammen.

Download

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Darstellung

Was war HerzogsĂ€gmĂŒhle unter Alarich Seidler? EinschĂ€tzung der Historikern Annette Eberle

"Der LVW als 'Körperschaft des öffentlichen Rechts' bestand ab dem Jahr 1936 als alleiniger TrĂ€ger der WandererfĂŒrsorge. Zwar konnte Seidler seine propagandistisch angekĂŒndigten PlĂ€ne nur sehr eingeschrĂ€nkt umsetzen. Doch es gelang ihm, die WandererfĂŒrsorge mittels der Organisation und Maßnahmen des LVW als Instrument einer repressiven ZwangsfĂŒrsorge umzuformen und auf alle Gruppen von „GemeinschaftsunfĂ€higen“ zu erweitern: mit umfassenden EinschrĂ€nkungen der Persönlichkeitsrechte, Arbeitszwang und alltĂ€glicher Gewalt als Disziplinierungsmittel. Die Einrichtungen boten keinerlei Schutz vor den Gefahren des NS-Regimes, die Menschen, wenn sie hilfsbedĂŒrftig und von der FĂŒrsorge abhĂ€ngig waren, drohte. Im Gegenteil, sie befanden sich in einer tödlichen Gefahrenzone, bspw. durch Anzeigen bei den Erbgesundheitsgerichten, Überstellungen in das NS-Lagersystem und Heil- und Pflegeanstalten, oder aufgrund der Folgen einer chronischen VernachlĂ€ssigung von Nahrung und medizinischer Hilfe."

Annette Eberle, „Die Trennung des gemeinschaftsfĂ€higen vom gemeinschaftsunfĂ€higen Menschen“: Das FĂŒrsorgekonzept des SA-StandartenfĂŒhrers Alarich Seidler, S. 304.

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Aufgabe (Vertiefung)

Seidler gehörte zu denen, die den Jargon des NS-Regimes oft nutzten, weil er selbst ihn mit entwickelte. Zu den Begriffen gehörten u. a.: „Bewahrung“ (von Menschen), „Trennung der gemeinschaftsfĂ€higen von den gemeinschaftsunfĂ€higen Menschen“, „Auslese von Schwachsinnigen oder sonstwie ErbgeschĂ€digten“, „Gemeinschaftsfremde“. 

Bearbeiten Sie die folgenden Aufgaben auf dem Miro Board:

  1. ErlĂ€utern Sie mit den Materialien dieser Seite (Elemente 15, 16 und 17) und auf der Grundlage weiterer Recherchen (siehe auch NS-'Gesundheitspolitik', NS-'FĂŒrsorgepolitik'), was Seidler unter den oben genannten Begriffen verstand.
  2. Stellen Sie dar, inwiefern Seidlers Menschenbild dem Menschenbild unserer demokratischen Gesellschaft widerspricht. Finden Sie dafĂŒr andere Begriffe als Seidler, die heutige Sozialarbeit beschreiben und die Sie aus Ihrer Arbeit/Ausbildung/ihrem Studium kennen. 

Seidlers öffentliche Darstellung wÀhrend der NS-Zeit

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Urheber: Archiv Diakonie HerzogsĂ€gmĂŒhle

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Weihnachtsfeier in HerzogsĂ€gmĂŒhle am 24. Dezember 1936. Offenbar hielt Seidler eine Rede vor den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Alarich Seidler stellte sich als fortschrittlicher Sozialreformer dar und wurde auch in den Medien so dargestellt. Der Wanderhof HerzogsĂ€gmĂŒhle galt als Vorzeigeeinrichtung.

In besonderer Weise kĂŒmmerte er sich aber auch um die 'Entwicklung' und die Karrieren ihm treu ergebener Mitarbeiter, so etwa um den aus Dachau nach HerzogsĂ€gmĂŒhle gekommenen Aufseher Vinzenz Schöttl. Anderen gegenĂŒber konnte er aber auch sehr harsch und gefĂŒhllos sein.

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Quelle

"WĂ€re ich schon sehr froh ...": Seidler kĂŒmmert sich um die Karriere des SS-Manns Schöttl

Auf die Frage des SS-Manns Vinzenz Schöttl, ob Seidler ihm empfehlen könne, einen Antrag auf Entlassung vom Wehrdienst zu stellen, um in den Dienst nach HerzogsĂ€gmĂŒhle zurĂŒckzukehren, antwortete Seidler: 

“Nun stellen auch Sie die gleiche Frage; bei Hauptmann Weiß habe ich sie bereits bejaht und tue es auch Ihnen gegenĂŒber. In HerzogsĂ€gmĂŒhle habe ich wieder einmal weiter ausgerĂ€umt: Betz, Döhla, Stoeckel gehen oder sind gegangen [
] und so wĂ€re ich schon sehr froh, wenn wir Sie, sagen wir einmal zum 15. September wieder hier hĂ€tten. Die TĂ€tigkeit als Spieß begrĂŒĂŸe ich sehr, denn es ist immer von Nutzen, wenn man sich in den VerwaltungsgeschĂ€ften auskennt, das ist eine großartige Schule fĂŒr spĂ€ter.”

Akte Vinzenz Schöttl, unfol., Seidler an Schöttl, 8.8.1940

Weiterleben eines Verbrechers: ein scheinbares Opfer und verkanntes Vorbild

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Aus dem Entnazifizierungsverfahren von Alarich Seidler: Sein 'Entlastungszeuge, der ehemalige Leiter der "Rassenhygienischen Forschungsstelle des Reichssicherheitshauptamtes', Dr. Robert Ritter sagte ĂŒber Alarich Seidler aus.

"Herr Seidler schenkte mir in dieser Zeit (1937-44, ) volles Vertrauen, wohl vor allem deshalb, weil er in mir einen Gesinnungsgenossen sah, der sich entgegen den herrschenden Tendenzen [...] fĂŒr eine vernĂŒnftige und menschenwĂŒrdige Behandlung sozial schwacher, gefĂ€hrdeter und gedrĂŒckter Mitmenschen einsetzte."

zit. nach: Annette Eberle, „Die Trennung des gemeinschaftsfĂ€higen vom gemeinschaftsunfĂ€higen Menschen“: Das FĂŒrsorgekonzept des SA-StandartenfĂŒhrers Alarich Seidler.

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Todesanzeige fĂŒr Alarich Seidler: "erfĂŒllt von FĂŒrsorge"

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Quelle

Graberede des damaligen Direktors der HerzogsĂ€gmĂŒhle Wilhelm Decker (1921-2000) auf Alarich Seidler im Jahr 1979

„Als ich vor 30 Jahren auf die HerzogsĂ€gmĂŒhle kam, fand ich [...] ein dickes Buch mit dem Titel 'Der nichtseßhafte Mensch, ein Beitrag der Neugestaltung der Raum- und Menschenordnung im großdeutschen Reich‘. Dieses Buch habe ich mit Interesse gelesen und immer wieder in die Hand genommen. Auf den mehr als 500 Seiten ist ein StĂŒck HerzogsĂ€gmĂŒhler Geschichte aufgezeichnet und fest verwoben mit dem Verstorbenen Alarich Seidler. [...] In diesem Buch ist auch die Initiative der privaten FĂŒrsorge mit den Verdiensten des Pastors von Bodelschwingh, Bethel, gewĂŒrdigt und beschrieben. Die Methoden angepaßter Nichtseßhaftenhilfe haben mit Alarich Seidler eine neue Wende bekommen. Sie sind heute ĂŒberholt, wie unsere Methoden morgen ĂŒberholt sein werden.“

Hinweis:
Weitere Informationen zu Wilhelm Decker gibt es hier.

Todesanzeige erschienen in den Schongauer Nachrichten Text der Grabrede von Wilhelm Decker fĂŒr Alarich Seidler: Wilhelm Decker, Vermerk Direktion, 15.11.1979,  Archiv HerzogsĂ€gmĂŒhle.

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Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam Alarich Seidler vom "Verein fĂŒr Innere Mission MĂŒnchen" eine EntschĂ€digung in Höhe von beachtlichen 30.000 DM zugesprochen. Er wurde als rechtmĂ€ĂŸiger Leiter des Wanderhofs in HerzogsĂ€gmĂŒhle und des LVW anerkannt. Dieses Vorgehen unterstĂŒtzte offenbar auch das bayerische Finanzministerium, und zwar mit der BegrĂŒndung, Seidler habe "immerhin im Auftrag des Bayer. Staates" gehandelt und dabei "einige Dinge auch recht gut gemacht." (Zitate: Archiv Diakonie HerzogsĂ€gmĂŒhle, Akte Alarich Seidler)

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Aus dem Aktenvermerk Wilhelm Deckers zu GesprĂ€chen ĂŒber den Umgang not dem Tod Alarich Seidlers

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Archiv Diakonie HerzogsĂ€gmĂŒhle

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Aussagen ĂŒber Alarich Seidler aus einem Aktenvermerk des Direktors der Diakonie HerzogsĂ€gmĂŒhle Wilhelm Decker ĂŒber ein GesprĂ€ch mit "KR. Henninger in MĂŒnchen" am 15. November 1979 ĂŒber die Reaktion der Diakonie und der Kirchenleitung auf den Tod von Seidler.

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Archiv Diakonie HerzogsĂ€gmĂŒhle

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Aussagen ĂŒber Alarich Seidler aus einem Aktenvermerk des Direktors der Diakonie HerzogsĂ€gmĂŒhle Wilhelm Decker ĂŒber ein GesprĂ€ch mit "KR. Henninger in MĂŒnchen" am 15. November 1979 ĂŒber die Reaktion der Diakonie und der Kirchenleitung auf den Tod von Seidler.

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Archiv Diakonie HerzogsĂ€gmĂŒhle

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Aussagen ĂŒber Alarich Seidler aus einem Aktenvermerk des Direktors der Diakonie HerzogsĂ€gmĂŒhle Wilhelm Decker ĂŒber ein GesprĂ€ch mit "KR. Henninger in MĂŒnchen" am 15. November 1979 ĂŒber die Reaktion der Diakonie und der Kirchenleitung auf den Tod von Seidler.

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Aussagen ĂŒber Alarich Seidler aus einem Aktenvermerk des Direktors der Diakonie HerzogsĂ€gmĂŒhle Wilhelm Decker ĂŒber ein GesprĂ€ch mit "KR. Henninger in MĂŒnchen" am 15. November 1979 ĂŒber die Reaktion der Diakonie und der Kirchenleitung auf den Tod von Seidler.

Erinnerungkultur: der spÀte Umgang mit der Wahrheit

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Aufgabe (Basis)

Umgang mit den TĂ€tern heute

  1. Formulieren Sie eine Entgegnung auf die Grabrede des ehemaligen Direktors der Diakonie HerzogsĂ€gmĂŒhle Wilhelm Decker zum Tod von Alarich Seidler (Element 19).
  2. Entwerfen Sie eine Erweiterung fĂŒr den "Ort der Erinnerung" in HerzogsĂ€gmĂŒhle, der auf die lange Zeit des VerdrĂ€ngens und Schweigens ĂŒber die TĂ€ter angemessen eingeht. Sie können dafĂŒr auch zeichnerisch-gestalterische EntwĂŒrfe machen.

Halten Sie Ihre Überlegungen auf dem Miro Board fest.

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© Digitale Lernwelten GmbH, Marcus Ventzke

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Kunstinstallation HerzogsĂ€gmĂŒhle

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© Digitale Lernwelten GmbH, Marcus Ventzke

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Erinnerungsort an die Opfer von HerzogsĂ€gmĂŒhle

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https://www.herzogsaegmuehle.de/veranstaltungen-projekte/gedenkfeier-gemeinsam-erinnern-2024

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Heute werden in HerzogsĂ€gmĂŒhle die Opfer und Verfolgten der von Decker als „angepasste Methoden der Nichtsesshaftenhilfe (die) heute ĂŒberholt sind“, bezeichneten Praxis gewĂŒrdigt.

Am 20. November 2019 wurde dort ein „Ort der Erinnerung“ eröffnet. Das zentrale Denkmal trĂ€gt die Namen von 430 Jugendlichen und erwachsenen MĂ€nnern, von denen bekannt ist, dass sie infolge ihrer Einweisung nach HerzogsĂ€gmĂŒhle zwischen 1934 und 1945 und der damit verbundenen Maßnahmen unter Seidlers Einfluss nicht ĂŒberlebten.

Hinweis:
Basiert auf der Darstellung von Annette Eberle, „Die Trennung des gemeinschaftsfĂ€higen vom gemeinschaftsunfĂ€higen Menschen“: Das FĂŒrsorgekonzept des SA-StandartenfĂŒhrers Alarich Seidler, S. 296.