Arbeiterkind aus Kleinlangheim, östlich von Würzburg. Eltern einfache und arbeitsame Leute. Als 1933 die Nazis an die Macht kamen, konnte über den Lebensweg des kleinen vierjährigen Georg noch nicht so viel gesagt werden. Ein Kind, das noch ein paar Jahre mit Spielen und Weltentdecken vor sich hatte, bis der Ernst des Lebens beginnen würde. Die Nationalsozialisten aber sahen das anders, denn Georgs Mutter war Jüdin. Damit war sein Leben dann auf einmal schon vorgezeichnet. Er sollte ein schreckliches Schicksal haben. Alles, was nach 1933 mit ihm geschah, konnte der kleine Junge nicht wissen. Er musste viel Schlimmes erdulden. Ob er jemals begriffen hat, warum das alles mit ihm so geschah?
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Georg Brönner
Aufgabe (Basis)
- Schildern Sie Ihre ersten Eindrücke zu den folgenden Portraits.
- Schätzen Sie, in welcher Zeit die Fotos gemacht wurden, aus welchen Verhältnissen die Personen kommen und wie ihr Alltag ausgesehen haben könnte. Halten Sie Ihre Eindrücke auf dem Miro-Board fest.
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Das Kind in der Mitte der oberen Reihe ist Georg Brönner, dessen Geschichte während des Nationalsozialismus wir hier erzählen wollen. Die anderen Fotos zeigen (teilweise bekannte) Kinder aus der Nachkriegszeit.
Georg Brönners selbstgeschriebener Lebenslauf
Georg Brönner schrieb in einem eigenhändigen Lebenslauf über sich: "Ich bin am 7. März 1929 in Kleinlangheim geboren als Sohn eines Arbeiters [.]er hieß Hans Brönner und meine Mutter Zerliene Ackermann. Ich war 2 Jahre in Volkach. Und dann ab dem 4. Jahr habe ich Volksschule in Würzburg besucht bei Hauptschullehrer Wehr. Da war ich 4 Jahre. 1938 kam ich dann nach Kitzingen zu Lehrer Brückner in die Volksschule. Da wurde ich 1942 entlassen. Danach arbeitete ich bei Bezold in Kitzingen als Laufbursche. Ich habe auch meine zweite Mutter. Die hat mich wieder ins Mainfränkische Jugendheim nach Würzburg gebracht. Da lernte ich Schuhmacher bei Meister Guerberitze. Von Würzburg aus kam ich dann hierher [nach Herzogsägmühle]. Geschwister habe ich keine."
Georg Brönners Lebenslauf im Original
Georg Brönners Lebenslauf im Original
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© Georg Brönner
Archiv Diakonie Herzogsägmühle
Georg Brönner spricht
Folgendes Video wurde mit Hilfe künstlicher Intelligenz auf Grundlage eines Fotos von Georg Brönner animiert. Die Stimme ist nicht von Georg Brönner. Der eingesprochene Text ist allerdings der Text aus dem Lebenslauf von Georg Brönner.
Georg Brönner spricht
Folgendes Video wurde mit Hilfe künstlicher Intelligenz auf Grundlage eines Fotos von Georg Brönner animiert. Die Stimme ist nicht von Georg Brönner. Der eingesprochene Text ist allerdings der Text aus dem Lebenslauf von Georg Brönner.
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Aufgabe (Vertiefung)
Emotionale Wirkung:
- Welche Emotionen löst die KI-Animation bei Ihnen aus? Warum?
- Wie verändert die Animation Ihr Bild von Georg Brönner im Vergleich zu einem statischen Foto?
Authentizität und Ethik:
- Welche ethischen Fragen wirft die Animation eines NS-Opfers durch KI auf?
- Wie könnte die Animation die Wahrnehmung der Opfer beeinflussen?
Technische Perspektive:
- Welche Chancen und Risiken sehen Sie im Einsatz von KI zur Visualisierung von historischen Persönlichkeiten?
- In welchen Fällen könnte der Einsatz solcher Technologien sinnvoll sein und in welchen nicht?
Diskussion und Reflexion:
Diskutieren Sie im Forum mit anderen Teilnehmenden:
- Sollten KI-generierte Bilder von NS-Opfern in der Gedenk- und Erinnerungsarbeit genutzt werden?
- Wie kann man sicherstellen, dass solche Technologien verantwortungsvoll eingesetzt werden?
Was man noch über Georg wissen muss
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Urheber: Christian Michelides
Gedenktafel für die Jüdische Kultusgemeinde und die Synagoge in Kleinlangheim.
Was im Lebenslauf Georg Brönners nicht steht: Seine erste Mutter, Zerline Ackermann, war Jüdin. Sie wurde in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück verschleppt. Am 21. April 1942 wurde sie von dort aus in die "Euthanasie"-Mordanstalt Bernburg/Saale deportiert und später dort vergast. Die Ehe mit ihrem ersten Mann Hans Brönner, der kein Jude war, war zu diesem Zeitpunkt schon geschieden. Er heiratete später erneut. Georg hatte also eine Stiefmutter. Sein Leben war schon als kleiner Junge schwierig, weil niemand so recht wusste, wie man jetzt mit dem "Mischling" umgehen sollte.
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Staatsarchiv Nürnberg, KV-Anlage, Dokumente Fotokopien NO-3060.
Georg Brönners leibliche Mutter Zerline Brönner (Bild vermutlich aus dem Jahr 1941).
Zerline Ackermann wurde am 20. August 1902 als viertes von sechs Kindern im unterfränkischen Kleinlangheim geboren. Ihre Eltern waren Jeanette Ackermann (geborene Berliner) und Jakob Bernhard Ackermann. Sie waren Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Kleinlangheim. Jakob Ackermann verdiente seinen Lebensunterhalt als Viehhändler, doch die Familie lebte in großer Armut. Schon lange vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten war die Familie antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt.
Gesellschaftliches Umfeld: Wovon wurde Georgs Leben beeinflusst?
Die "Rassegesetze" der Nationalsozialisten
Die "Rassegesetze" der Nationalsozialisten
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Urheber: Copyright United States Holocaust Memorial Museum Collection
https://hdbg.eu/juedisches_leben/quellen-zeitgeschichte/1935-nuernberger-rassengesetze
Das sog. „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ von 1935 regelte die Beziehungen zwischen jüdischen und nichtjüdischen Deutschen und war Teil der nationalsozialistischen Rassengesetzgebung. Es verbot die Eheschließung sowie den außerehelichen Geschlechtsverkehr zwischen „Juden“ und „Staatsangehörigen deutschen Blutes“. Verstöße wurden mit Gefängnis- oder Zuchthausstrafen geahndet. Zusätzlich durften Jüdinnen und Juden keine „arischen“ Dienstmädchen unter 45 Jahren beschäftigen. Bis 1940 wurden 1.911 Personen wegen „Rassenschande“ verurteilt. Besonders Männer standen im Fokus der Strafverfolgung, die mit dem Kriegsbeginn und der Verschärfung der nationalsozialistischen Maßnahmen bis hin zur Todesstrafe intensiviert wurde. Frauen wurden ebenfalls bestraft, etwa durch Schutzhaft, Ausbürgerung oder Deportation.
Vertiefung
Herzogsägmühle damals und heute
Vertiefung
Herzogsägmühle damals und heute
Zur Zeit des Nationalsozialismus diente Herzogsägmühle als Einrichtung zur Unterbringung und Beschäftigung von Menschen, die als „asozial” oder „minderwertig” galten. Unter dem Deckmantel der Fürsorge wurden hier Menschen mit Behinderungen, psychischen Erkrankungen oder sozialen Auffälligkeiten isoliert und zur Arbeit verpflichtet. Besonders während der „Euthanasie”-Aktion galten viele Bewohnerinnen und Bewohner als „lebensunwert” und wurden in andere Anstalten verlegt oder getötet. Die Landwirtschaft und die Werkstätten waren Orte des Zwangs und der Überwachung – keine Orte der Rehabilitation.
Heute ist die Herzogsägmühle ein modernes Sozialzentrum mit vielfältigen Angeboten für Menschen in schwierigen Lebenslagen. Ob Wohnungslosenhilfe, berufliche Integration oder therapeutische Betreuung – die Einrichtung bietet Unterstützung in unterschiedlichsten Lebensbereichen. Was einst als Ort der Aussonderung diente, ist heute ein Netzwerk aus sozialen Projekten, Werkstätten und Wohnangeboten. Auch die historische Aufarbeitung der NS-Vergangenheit spielt eine Rolle: Dokumentationen und Ausstellungen erinnern an die Schicksale der einstigen Bewohnerinnen und Bewohner und lassen die Geschichte des Ortes nicht in Vergessenheit geraten.
Wie ging es weiter?
Warum Georg in die 'Fürsorge' kam? Angeblich soll es in der Ehe seiner Eltern Konflikte gegeben haben. Und er soll mit einem Mädchen den Geschlechtsakt nachgespielt haben. Darauf gab es eine Anzeige. Daraufhin kam eine erregte, rassistische Staatsmaschine in Gang. Der Amtsrichter sah wohl den "Schutz des deutschen Blutes" gefährdet; Georg kam in ein sog. 'Fürsorgeheim'. Nach Ende seiner Schulzeit – er war 10 Jahre alt – kam Georg 1939 wieder zu seinem Vater. 1942 wurde er wieder in ein 'Fürsorgeheim' in Würzburg eingewiesen und begann dort eine Lehre als Schuster. Als das Heim kurz darauf geschlossen wurde, kam er am 13. November 1942 nach Herzogsägmühle.
Aufgabe (Basis)
Fürsorge?
Erläutern Sie, was im Fall von Georg Brönner "Fürsorge" aus Sicht des NS-Staates bedeutete.
Aufgabe (Vertiefung)
Fürsorge?
In den 1920er Jahren war die jüdische Gemeinde in Kleinlangheim bereits antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. Am Beispiel von Georg Brönners lässt sich zeigen, wie sich der Rassenhass der deutschen Gesellschaft manifestierte.
Welche Aspekte in seiner Biografie und in der Behandlung durch die NS-Behörden verdeutlichen dies?
Georg Brönner in Herzogsägmühle: die erbarmungslose "Fürsorge"-Maschinerie einer Diktatur
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Urheber: Unbekannt
"verspricht Georg Brönner ein tüchtiger Junge zu werden" – Schul- und Fürsorgebericht des 'Fürsorgeheims' der Vinzentinerinnen Würzburg über Georg aus dem Jahr, 1937.
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Urheber: Katharina Hell
"abnorme jugendliche Persönlichkeit" – Die 'Wissenschaftlerin' Dr. Katharina Hell im Auftrag der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie in einem Gutachten über Georg Brönner, 1943.
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Urheber: Katharina Hell
"abnorme jugendliche Persönlichkeit" – Die 'Wissenschaftlerin' Dr. Katharina Hell im Auftrag der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie in einem Gutachten über Georg Brönner, 1943.
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Urheber: Katharina Hell
"abnorme jugendliche Persönlichkeit" – Die 'Wissenschaftlerin' Dr. Katharina Hell im Auftrag der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie in einem Gutachten über Georg Brönner, 1943.
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Urheber: Friedrich Goller
"Er scheint auch innerlich an dem jüdischen Mischblut zu leiden." – Friedrich Goller, Leiter der 'Fürsorgeerziehungsabteilung' und nach Kriegsende Direktor der Einrichtung Herzogsägmühle, 1943.
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Urheber: Friedrich Goller
"Er scheint auch innerlich an dem jüdischen Mischblut zu leiden." – Friedrich Goller, Leiter der 'Fürsorgeerziehungsabteilung' und nach Kriegsende Direktor der Einrichtung Herzogsägmühle, 1943.
Georg als Objekt 'wissenschaftlicher Forschung'
Georg als Objekt 'wissenschaftlicher Forschung'
Der "bekannte Rassenhygieniker und Direktor der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie in München, Prof. Dr. Ernst Rüdin, [ließ] Anfang des Jahres 1943 Informationen über den schulischen Werdegang von Georg bei der Volksschule Kitzingen wie auch der Berufsschule in Schongau einholen. Er bitte für seine 'wichtige genealogische Arbeit über die geistige und charakterliche, auch körperliche Beschaffenheit einer hier erfassbaren Bevölkerungsgruppe mitzuteilen, wie die Schulleistungen, Begabungs- und Charakteranlagen etc. von Brübber G. in Kl. Langheim, welcher die dortige Schule bei Herrn Lehrer Brückner besuchte, waren.'"
Ein Brief von Georg Brönners Stiefmutter
Konnte Georg Brönner Hilfe von seinem Vater und von seiner Stiefmutter erwarten?
Ein Brief von Georg Brönners Stiefmutter
Konnte Georg Brönner Hilfe von seinem Vater und von seiner Stiefmutter erwarten?
Georgs Stiefmutter schrieb 1943 an Georg in Herzogsägmühle:
"Unser Junge [ist] jetzt schon fast ein Jahr bei Ihnen und wir [haben] noch kein Lebenszeichen von ihm erhalten. Ich hätte schon längst geschrieben, aber mein Mann sagt, es ist die Pflicht des Kindes an seine Eltern zu schreiben. Sagen Sie doch bitte dem Jungen, er soll an seinen Vater schreiben, denn ich weiß mein Mann hat große Sehnsucht nach ihm, vielleicht schreibt er deshalb nicht, da ich nicht seine Mutter bin und er mich nicht leiden kann."
Aufgabe (Basis)
Die Veränderung der Gutachten über Georg Brönner
1. Arbeiten Sie die Veränderung in den Beurteilungen Georg Brönners aus den Gutachten
- des Heims der Vinzentinerinnen,
- der Psychologin Dr. Katharina Hell und
- des Leiters der Erziehungsabteilung von Herzogsägmühle Friedrich Goller
heraus.
2. Stellen Sie Ursachen für diese Veränderungen dar. Nutzen Sie dafür die Materialien der Abschnitte
- "Gesellschaftliches Umfeld: Wovon wurde Georgs Leben beeinflusst?",
- "Biografie II" sowie
- "Georg Brönner in Herzogsägmühle: die erbarmungslose 'Fürsorge'-Maschinerie einer Diktatur".
Das Ende – Georg Brönner in Hadamar
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Urheber: Foto: Gedenkstätte Hadamar, Sammlung FS 4
https://www.gedenkstaette-hadamar.de/geschichte/aktion-t4-1941/
Die Tötungsanstalt Hadamar im Jahr 1941. Der dicke schwarze Qualm aus dem Schornstein war bekannt für viele dieser Anstalten: Getötete Menschen wurden verbrannt – inmitten deutscher Städte.
Am 31. Mai 1943 wurde Georg Brönner in die sog. Heil- und Pflegeanstalt Hadamar überstellt. Hadamar war eine der "Euthanasie"-Anstalten, in denen Menschen systematisch umgebracht wurden. Das war den Verantwortlichen in Herzogsägmühle bekannt. Der 'Fürsorgeleiter' Friedrich Goller und der Geschäftsführer des Landesverbandes Alarich Seidler sahen kein Problem darin, Brönner nach Hadamar zu überstellen. Die Nähe von 'Fürsorge' und "Maßnahmen des Ausmerzens" von Menschen wird dadurch sehr deutlich. Wie Georg erging es auch anderen Kindern. Bis zum Kriegsende wurde mindestens 45 Kinder nach Hadamar gebracht, die als "Halbjuden" galten. Erst wurden sie gesondert untergebracht, dann mit Erwachsenen zusammen.
Nahezu alle Kinder wurden umgebracht. Bei 40 von ihnen ist belegt, dass sie mit Medikamenten getötet wurden. Darunter war auch Georg Brönner. Er musste nur wenige Monate vor der Befreiung am 31. Januar 1945 sterben.
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Die Todesumstände Georg Brönners
Die Todesumstände Georg Brönners
Georg Brönner starb in Hadamar am 31. Januar 1945. Heute wissen wir aus Anstaltsunterlagen und Zeugenaussagen, die nach dem Krieg in Prozessen gemacht wurden, auch mher über die genaueren Umstände. Brönner musste ein grässliches Schicksal erdulden. Der Anstaltsarzt notierte am 30. Januar, dass der Junge lange Zeit offenbar im Fuhrpark gearbeitet hatte und zwar ohne jedes Problem, im Gegenteil.
Viele Fahrzeuge waren zur damaligen Zeit wegen des allgemeinen Benzinmangels mit sogenannten Holzvergasern ausgestattet. Einer der Patienten in Hadamar, der Georg offenbar kannte, bezeugte gegenüber einem der Staatsanwälte im ersten Hadamar-Prozess, dass der Junge große Todesängste hatte und diese offenbar nicht mehr aushalten konnte. Entweder erlitt er also bei der Arbeit mit einem der Fahrzeuge einen Unfall, bei dem er die giftigen Abgase einatmete oder er hatte beschlossen, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen, statt auf seine Ermordung zu warten, und atmete die Gase bewusst ein.
Im Totenschein des Arztes steht, er sei an Herzschwäche gestorben und von Geburt an schwachsinnig gewesen. Im zweiten Hadamar-Prozess bezeugte dann der Schlossermeister der Anstalt, Josef Schmalzl, dass Georg einen Unfall gehabt habe und dies der Anlass gewesen sei, ihn umzubringen. Es habe ohnehin der feste Vorsatz bestanden, "die Kinder" zu beseitigen.
Über Georg Brönner in Hadamar kann man sich auch auf der folgenden Seite informieren: https://www.erziehungsheim-hadamar.de/ [10.5.2025].
Erfassung und Zusammenführung von sog. Halbjuden
Ein Erlass des Reichsinnenministeriums zeichnet Georg Brönners weiteren Weg vor.
Erfassung und Zusammenführung von sog. Halbjuden
Ein Erlass des Reichsinnenministeriums zeichnet Georg Brönners weiteren Weg vor.
Am 9. März 1943 forderte das Reichsinnenministerium alle 'Fürsorgebehörden' in Deutschland dazu auf, die Zahl der als „Halbjuden“ bezeichneten Kinder und Jugendlichen zu erfassen, die der 'Fürsorge' unterstellt waren. Diese sollten in regionalen, separaten Abteilungen zusammengefasst und von anderen Jugendlichen isoliert werden. Viele dieser Kinder waren mittlerweile Waisen oder Halbwaisen, da ihre Eltern, Verwandten und Freunde in Konzentrationslager verschleppt worden waren und nicht mehr für sie sorgen konnten. Zahlreiche Angehörige waren bereits ermordet worden.
Der Mord an Georg und den anderen Kindern geschah nicht auf direkten Befehl höherer Stellen, etwa des Reichsinnenministeriums. Dafür waren Fritz Bernotat, der Dezernent für das Anstaltswesen des Bezirksverbands Nassau sowie die Ärzte in der Anstalt Hadamar verantwortlich. Georg Brönner hätte, wie viele andere Kinder, nicht sterben müssen, wenn die Verantwortlichen in Herzogsägmühle und Hadamar nicht so überaus eifrig darin gewesen wären, die Ideologie des Nationalsozialismus schnell und erbarmungslos umzusetzen.
Erinnerung und Gedenken
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Urheber: Christian Michelides
Stolperstein für Georg Brönner in der Würzburger Siestelstraße 19 (verlegt 2016).
Aufgabe (Basis)
Gedenken
Diskutieren Sie in der Gruppe Möglichkeiten eines angemessenen Gedenkens an NS-Opfer wie Georg Brönner, die der Unmenschlichkeit des Regimes in besonderer Weise ausgesetzt waren.
Stellen Sie sich u.a. folgende Fragen:
- Welche Folgen hatte die Trennung der Kinder von ihren Eltern und Verwandten?
- Wie haben Sie auf die Drangsalierungen reagiert?
- Konnten Sie Hoffnung haben, eines Tages ein besseres Leben zu haben?
Aufgabe (Vertiefung)
Entwerfen Sie eine Gedenkanzeige für Georg Brönner zu seinem Todestag, die Sie für angemessen halten.