Ludwig Hägele

Ludwig Hägele

Ludwig Hägele wurde am 27. Juni 1901 in Niederndorf geboren. Er absolvierte seine Ausbildung zum Diakon bei der Karlshöher Brüderschaft (Ausbildung von Männern im Feld der Inneren Mission, die evangelische christliche Motivation mit sozialer Arbeit verbinden wollten). Die Diakone dieser Brüderschaft fanden besonders im Bereich der Erziehungsfürsorge Verwendung (siehe Biografie Friedrich Goller).

Hägele war seit November 1931 in der Wanderarbeitsstätte der Inneren Mission Landau (Pfalz) tätig und wechselte 1936 zum Landesverband für Wanderdienst (LVW). Dort übernahm er den Aufbau der Einrichtung Bischofsried. 1933 trat er in die NSDAP ein.

Zusammen mit seiner Ehefrau Frieda Hägele und seinen beiden Söhnen lebte er als Verwalter und Leiter im Wanderhofs Bischofsried. Die Einrichtung hatte sich der Bewahrung von Frauen verschrieben, denen “arbeitsscheue” oder ein “unsittlicher Lebenswandel” unterstellt wurde.

Im Jahr 1942 wurde Hägele von einer weiblichen Insassin wegen Sittlichkeitsvergehen und Körperverletzung angezeigt. Das Verfahren wurde 1943 eingestellt; die Aussagen der Frau wurden nicht ernst genommen, sie wurde stattdessen als "besonders triebhafte Person" diffamiert. Alarich Seidler, der Leiter des LWV, nahm Hägele in Schutz und sprach sich für eine umgehende Überstellung der Frau in ein Konzentrationslager aus. Mindestens ein weiterer Fall sexueller Übergriffe wurde gemeldet, blieb jedoch ohne strafrechtliche Konsequenzen. Die betroffenen Frauen mussten mit disziplinarischen Maßnahmen wie "empfindlichen Hausstrafen", längerer Einweisung oder einer Überstellung in ein KZ rechnen.

Im Rahmen seines Spruchkammerverfahrens wurde Hägele 1947 der Belastungskategorie II (Belasteter - Aktivist) zugeordnet und zu einem Jahr Arbeitslager verurteilt. Ihm wurde zur Last gelegt, einen Bewohner der Herzosägmühle wegen "staatsfeindlichen Äußerungen" sowie die Töchter seines Nachbarn wegen "Umgangs mit Kriegsgefangenen" angezeigt zu haben. Eine strafrechtliche Verurteilung aufgrund seiner Tätigkeit als Leiter des Wanderhofs Bischofsried erfolgte jedoch nicht.

Ludwig Hägele verstarb am 9. Oktober 1955.

Es ist nicht klar, was Ludwig Hägele nach 1945 bis zu seinem Tod beruflich gemacht hatte und ob seine nationalsozialistische Vergangenheit irgendwelche negativen Konsequenzen auf sein weiteres Leben hatten.