Die sog. Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar wurde 1905 in MĂŒnchen gegrĂŒndet und 1931 mit der benachbarten Anstalt Haar fusioniert. Mit etwa 3000 Patientinnen und Patienten war sie eine der gröĂten Einrichtungen im Deutschen Reich. In den 1930er-Jahren verschlechterten sich die Lebensbedingungen der Insassinnen und Insassen aufgrund von MittelkĂŒrzungen im Kontext des Zweiten Weltkriegs.
Die Anstalt spielte eine zentrale Rolle in der DurchfĂŒhrung von rassenhygienischen Schulungen fĂŒr ĂŒber 20.000 Mitglieder von NS-Organisationen sowie Medizinstudent*innen, Bedienstete der Polizei, der Wehrmacht und von Strafanstalten. Zudem wurden in Eglfing-Haar mehr als 1700 Menschen zwangssterilisiert.
Unter der Leitung des Nationalsozialisten Hermann PfannmĂŒller entwickelte sich die Anstalt zu einem Ort der Selektion und Vernichtung. In der âKinderfachabteilungâ wurden mehr als 332 Kinder mit ĂŒberdosierten Medikamenten ermordet. Ăber 440 Mensch starben in den sog. "HungerhĂ€usern" der Anstalt, 2100 weitere wurden von dort in die Gaskammern der Tötungsanstalten Grafeneck und Hartheim geschickt.
Nach 1945 wurde die Anstalt weiterhin fĂŒr die Behandlung von Patientinnen und Patienten genutzt, ohne auf die Verbrechen hinzuweisen. Erst 1990 wurde ein Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer der NS-Euthanasie errichtet.